Historie

Foto aus den Anfangstagen des MGV  Liederkranz

Liebe Leserinnen und Leser!

Der MGV Liederkranz gehört mit zu den größten Männerchören im Chorverband Höxter-Warburg. Sie möchten etwas über die Entstehung und Entwicklung des Vereins, der auch heute noch an die 120 Mitglieder hat, erfahren?
Dann unternehmen Sie nun hier eine kleine Zeitreise in die inzwischen 140- jährige Geschichte des MGV Liederkranz Steinheim.
Die Gründung von Männerchören vollzog sich im 19. Jahrhundert volkstumsgebunden. Es war damals der mitmenschliche Wunsch, nicht nur miteinander zu arbeiten, zu sprechen oder Not zu bewältigen in den nicht leichten Lebenstagen sondern auch gemeinsam zu singen. Fürwahr ein guter, nachzuvollziehender Wunsch! Und so kam es durch dieses Denken zum Handeln: Es gründeten sich Chorgemeinschaften. Ziel war es nun, Volkslieder nicht nur einstimmig sondern mehrstimmig zu singen und das in einem frohen Kreise.
Carl Friedrich Zelter gründete 1808 in Berlin den 1. deutschen Männergesangverein. Sehr schnell folgten andere Chorgründungen.
Am 1. Oktober 1873 trafen sich in der Gaststätte Adolf Wiethaup in der Rosentalstraße 16 Steinheimer Männer, um einen Verein für mehrstimmigen Männergesang zu gründen. Man kam überein, diesem Verein den Namen „Liederkranz“ zu geben. Die Namen der 16 Gründungsmitglieder und die damals aufgestellten Statuten können in der Chronik des Vereins nachgelesen werden.
Erster Chorleiter war Josef Dirichs, damals Leiter der Volksschule Steinheim. Josef Dirichs baute den Verein auf und leitete den Chor 22 Jahre. Zu bemerken ist, dass schon damals zu Anfang eines jeden Jahres ein sog. Stiftungsfest mit anschließendem Tanzball gefeiert wurde. Dieses Stiftungsfest entsprach in etwa dem heutigen Vereinstag. Enge Kontakte wurden zu den Nachbarvereinen in Hameln, Höxter, Bad Pyrmont und Lügde geknüpft.
Erstes herausragendes Ereignis war im Jahre 1898 das 25-jährige Bestehen des Vereins, das mit einem Hochamt, der Weihe einer neuen Fahne, einem Festumzug durch die Stadt zum Schützenplatz, dem Vortrag von Liedern und einem sich anschließenden Tanzball gefeiert wurde.
1903 übernahm Wilhelm Martin Pott das Amt des 1. Vorsitzenden; er leitete den Chor 23 Jahre. Das Vereinsleben erlebte bis 1914 eine großartige Entwicklung und Blüte. Neben dem Gesang wurde die Geselligkeit, besonders bei den Stiftungsfesten und Fastnachtsfeiern, gepflegt.
Einen harten Einschnitt brachte das Jahr 1914 mit dem Beginn des 1. Weltkriegs. Zwei Sätze aus der Chronik belegen das:
„Nach den Wirren des 1. Weltkriegs fanden sich am 1. April 1919 im „Hotel zur Krone“ die Sangesbrüder des MGV Liederkranz ein, um den Verein wieder aufleben zu lassen.. Fünf Sangesbrüder waren im Krieg gefallen.
Der Liederkranz hatte damals schon eine große Anziehungskraft. Das wurde u. a. dadurch deutlich, dass an diesem Abend des 1. April 1919  28 Männer in den Verein aufgenommen wurden.
Das Jahr 1923 war mit der Inflation ein schicksalsschweres Jahr auch für den Liederkranz. Der Jahresbeitrag wurde auf 5 Milliarden Reichsmark pro Mitglied festgesetzt! Wie sehr gerade in der Not eine gute Gemeinschaft gefragt ist, wurde durch die Aufnahme von 22 Männern im Jahre 1924 deutlich.
Das 50-jährige Bestehen des MGV Liesderkranz wurde nicht 1923 sondern wegen der Inflation 1924 gefeiert. 1911 hatte Herr Rektor Wilhelm Mertens den Chor übernommen und leitete ihn – man kann es sich nicht vorstellen – 46 Jahre bis zum Jahre 1957!
Ein zweiter tiefer Einschnitt in das Leben der Menschen und somit auch in das Leben des MGV Liederkranz brachte der Beginn des 2. Weltkriegs. Das Singen ruhte. Neun Sangesbrüderr kamen nicht aus dem Krieg zurück.
Am 15. Oktober 1945, einem Sonntag, versammelten sich nach dem Hochamt alle aus dem Krieg zurückgekehrten und die in der Heimat gebliebenen Sangesbrüder des MGV Liederkranz in der damaligen Rektoratsschule zur ersten Gesangsstunde seit dem Jahr 1939. Der gesamte Notenbestand war durch den beherzten Einsatz der Sangesbrüder Gerhard Lödige und Aloys Wiedemeier gerettet worden. So konnte also mit den Übungsstunden wieder begonnen werden.
Auf der Generalversammlung am 15. Februar 1946 traten 11 Sangesbrüder dem Verein bei. Das Vereinsleben blühte wieder auf; und so konnte der Liederkranz im Sommer 1946 ein erstes Konzert nach dem Krieg geben.
Am 7. Februar 1948 feierte der Liederkranz den ersten Fastnachtsball nach dem 2. Weltkrieg und am 16. August1948 folgte ein Opern- und Operettenabend mit dem Städtischen Orchester Detmold. Wegen der inflationären Zeit verlangte die Kapelle neben einem festen Honorar von 1200 Reichsmark noch 20 Liter Benzin, 2 Sack Tankholz und für 55 Musiker warmes Essen. Die unter den Sangesbrüdern angesetzte Natural-Spendensammlung erbrachte 40 Pfund Erbsen, 1 Zentner Kartoffeln und genügend Speck, den die 3 Schlachtermeister Johann Lammersen, Heinrich Lödige und Yaver Hunstiger stifteten. So konnte zur Freude der Musiker eine zünftige Erbsensuppe mit Speck gereicht werden.
Die 50er und 60er Jahre waren geprägt durch ein aktives Vereinsleben, sowohl in gesanglicher als auch in geselliger Hinsicht. Gemütliche Abende mit Frauen, Bräuten und Freundinnen wurden veranstaltet. Der Karnevalsabend wurde regelmäßig gefeiert; Ausflüge wurden unternommen. Der Buß- und Bettag wurde mit einer hl. Messe für die Verstorbenen Mitglieder des Vereins und einem sich anschließenden Kaffeetrinken begangen.